Uni Kaiserslautern-Landau

Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung als eigenes Schulfach? Empirische Evidenz aus Baden-Württemberg

Session beim BARCÄMP im Staatsministerium am 03.02.2023

Im Rahmen der Session wurden die Ergebnisse einer Langzeitstudie zu Wirtschaftskompetenzen Jugendlicher in Baden-Württemberg vorgestellt. Die Studie zeigt, dass das Interesse der Jugendlichen an wirtschaftlichen Fragen durch die Einführung des Faches Wirtschaft / Berufs- und Studienorientierung (WBS) angestiegen ist. Die Session wurde von den Professoren Dr. Günther Seeber und Dr. Tim Kaiser moderiert. 

Mit dem neuen Bildungsplan 2016 wurde das Schulfach Wirtschaft / Berufs- und Studienorientierung (WBS) für alle allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg eingeführt. Das Fach wurde im Rahmen der Wirtschaftskompetenzstudie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) Kaiserslautern-Landau unter Einbeziehung der Universität Tübingen positiv evaluiert. 

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass das Wirtschaftsinteresse in der Zielgruppe signifikant gestiegen ist.

Es gab keine Indoktrinationseffekte durch den Fachunterricht. Leistungsstarke profitierten stärker als leistungsschwache Jugendliche. Im Verlauf der Klassen 7 bis 9 gab es einen signifikanten Anstieg der ökonomischen Kompetenzen. Grundsätzlich haben Gymnasiastinnen und Gymnasiasten eine höhere Wirtschaftskompetenz. Diese Schulart verzeichnet auch die höchsten Zugewinne. Die Studie bestätigt die Geschlechterunterschiede anderer Untersuchungen zum Wirtschaftswissen: Mädchen schnitten bei ökonomischen Kompetenzen generell schlechter ab, jedoch profitierten alle Geschlechtergruppen vom WBS-Unterricht.

Durch das Fach WBS soll die allgemeine wirtschaftliche Kompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Inhaltsbezogene Kompetenzen sind beispielsweise Themen wie Schulden, Vertragsrecht und die Berufswahl. Der Bildungsplan zielt aber auch darauf ab, dass Kompetenzen anhand von realen Lebenssituationen erworben werden. Dazu gehört es auch, die Sichtweisen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, Erwerbstätigen und Wirtschaftsbürgerinnen und -bürgern einzunehmen. Konkrete Beispiele aus dem Unterricht sind Praktikumsbewerbungen, Versicherungen und die Berechnung von Netto-Brutto-Einkommen.

In der Session wurde auch diskutiert, ob Lehrkräfte das Fach angemessen unterrichten können, insbesondere an Gymnasien, wo die Lehrkräfte das Fach oft fachfremd unterrichten. Gezielte Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte sollten beachtet werden. Für das erhöhte Wirtschaftsinteresse bei jungen Männern wurde eine mögliche Karriere- und Wettbewerbsorientierung diskutiert.

Hier ist die Präsentation zu dieser Session.